Ergänzungen zu einer Autismustherapie

Einige Eltern fragen sich, was sie tun können, wenn in ihrem unmittelbaren Umfeld keine Autismustherapie angeboten wird oder die Wartezeiten länger als 12 Monate betragen. Da viele von Ihnen bereits den langen Wartezeiten bei der Diagnostik ausgesetzt waren, besteht die Sorge, wichtige Entwicklungszeit des eigenen Kindes zu verpassen. Diese Sorge ist verständlich und berechtigt. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Elternkurse als niedrigschwelliges Fortbildungsangebot erarbeitet. Neben dem fachlichen Input der Referent:innen bieten die Elternkurse die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern auf Augenhöhe auszutauschen und von den Erfahrungen anderer Eltern zu lernen. 

Noch intensiver ist der Austausch mit Eltern im regionalen Umfeld. Schauen Sie, ob sich in Ihrer Region ein Regionalverband befindet oder es Autismus Therapiezentrum gibt, die Angebote für Eltern bieten (Fortbildungen/Coaching/offener Austausch). Sie finden die Regionalverbände auf unserer Deutschlandkarte.

Darüber hinaus gibt es Therapieformen, die über die Krankenkasse beantragt werden können. Dazu zählen u.a.

  • Frühförderung,
  • Ergotherapie,
  • Logopädie,
  • Psychotherapie,
  • Verhaltenstherapie,
  • Soziales Kompetenztraining,
  • Psychomotorik

Jede dieser Therapieformen fokussiert sich meist auf einen spezifischen Förderbereich (wie beispielsweise Handlungsplanung, Reizverarbeitung oder Förderung der Fein-/Grobmotorik bei der Ergotherapie; Sprache und Sprachverständnis im Rahmen der Logopädie). Welcher Förderbereich für Ihr Kind im Vordergrund steht, können Sie mit Ihrem/r Kinderärzt:in besprechen, auch ob eine zusätzliche medizinische Behandlung erforderlich ist (z.B. eine medikamentöse Einstellung bei komorbiden Störungen wie Epilepsie, AD(H)S oder Depression). Informieren Sie den/die zuständige Therapeut:in darüber, dass Ihr Kind sich im Autismus-Spektrum befindet, damit dieser/diese auf die autismusspezifische Wahrnehmung Ihres Kindes eingehen kann. Im Rahmen einer multimodalen Autismustherapie werden die hier benannten Aspekte in der Regel zusammenhängend koordiniert.

Während eine Therapie Ihr Kind in einem oder mehrerer Bereiche spezifisch fördert, ist es wichtig und hilfreich, dass Sie im Alltag freie Zeiten einplanen, in denen der Alltag (KiTa, Schule, Arbeitsleben) mit seinen Reizen und Anforderungen verarbeitet werden kann. Nur so haben Sie und Ihr Kind Kraft, neu erworbene Strategien in den Familienalltag einzubauen und zu trainieren. Einen großen Bereich in der Autismustherapie stellen die Förderung der Interaktion und Kommunikation sowie die Bezugnahme Ihres Kindes dar. Ein gemeinsamer Ausflug in die Natur, der Kontakt mit Tieren oder gemeinsames Spielen im Kinderzimmer sollte daher in seiner Bedeutung für die Entwicklung Ihres Kindes nicht unterschätzt werden!

Erwachsene Autist:innen können alternativ zu einer Autismus-Therapie eine Psychotherapie beantragen. Diese kann hilfreich bei zusätzlich zum Autismus bestehenden komorbiden seelischen Erkrankungen sein. Fragen Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob er Ihnen eine(n) Psychotherapeut:in empfehlen kann, fragen Sie bei Ihrer zuständigen Psychotherapeutenkammer nach oder suchen Sie in Ihrer Region nach Psychotherapeut:innen und fragen Sie eingangs, ob über diese Erfahrung im Bereich Autismus verfügen. In dem Erstgespräch wird der Bedarf ermittelt. Ist dieser erfasst, wird Ihnen die Praxis bei der Antragstellung auf Psychotherapie behilflich sein.