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Die ganzheitliche und individuell orientierte Vorgehensweise einer Autismustherapie ergibt sich aus der Aufgabe, Klintent:innen aller Altersstufen und des gesamten autistischen Spektrums in Bezug auf ihre unterschiedlichen Lebensbereiche zu fördern. Die notwenige Methodenvielfalt umfasst speziell auf Autismus entwickelte Programme sowie allgemeine therapeutische Interventionen aus verschiedenen Therapierichtungen.

In der Therapieeingangsphase steht der Beziehungsaufbau zwischen dem/der Autismustherapeut:in im Vordergrund. Auch wenn nach einer möglicherweise langen Wartezeit schnelle Therapieerfolge erhofft werden, so ist es wichtig, dem Beziehungsaufbau Zeit zu geben, da die enge Bindung zu dem/der Therapeut:in die Basis für die weitere Zusammenarbeit bildet.

 

Eine Autismustherapie ist multimodal ausgerichtet und umfasst die Förderung u.a. folgender Bereiche:

Kommunikation:

  • Verbale Anteile der Sprache: Sprachverständnis, expressive Sprache, Situationsbezug, SmallTalk erlernen, verbessern, üben.
  • Nonverbale Anteile der Sprache: Stimmlage und Betonung, Lautstärke, Mimik, Gestik, Körperhaltung, Situationsbezug erlernen, verbessern, üben.
  • Alternative Kommunikationsmöglichkeiten aus dem Bereich der Unterstützten Kommunikation UK (wie Bildkarten, Gebärden, elektronische Hilfsmittel).
     

Soziale Interaktion:

  • Wechselseitigkeit in der Interaktion: Kontakt zulassen, Kontaktaufnahme und beendigung, Blickkontakt, gemeinsamer spielerischer Kontakt und Freude an Interaktion, Hör- und Sprechrolle im Kontakt, Absprachen und Kompromisse.
  • Soziale Wahrnehmung: Stimmungen und Handlungsabsichten von Personen kontextbezogen erkennen und in das eigene Handeln einbeziehen, Perspektivwechsel.
  • Situationsbezogener Ausdruck eigener Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Meinungen, Erlebnisse.
  • Auseinandersetzung mit eigenen Möglichkeiten und Einschränkungen.

 

Verhaltensrepertoire und Flexibilität:

  • Neugier und Interesse an neuen Aktivitäten, Lerninhalten und Interaktionen wecken.
  • Aufbau und Weiterentwicklung neuer Fertigkeiten.
  • Einbezug von Ritualen im Alltag, Vorbereitung auf Veränderungen, Strategien im Umgang mit Veränderungen.
  • Anpassungsvermögen an Reiz/Umweltbedingungen verbessern.
  • Strukturierung und Visualisierungshilfen für den Alltag.
  • Verhaltensalternativen und Handlungsspielräume erweitern und einsetzen.

 

Selbstregulation:

  • Wahrnehmung eigener Gefühle.
  • Bedürfnis und situationsangemessene Regulierung der Gefühlslage.
  • Reflexion und Verarbeitung krisenhafter Stimmungslagen und Erlebnisse.
  • Bearbeitung sekundärer Verhaltensprobleme (z.B. aggressives oder selbstverletzendes Verhalten).

 

Selbststeuerung:

  • Aufmerksamkeitssteuerung: Konzentration, Ausdauer.
  • Arbeitsverhalten: organisiertes, aufgabenorientiertes, zielgerichtetes und planmäßiges Handeln, Fehlerkorrektur.
  • Anpassung an äußere Gegebenheiten und Regeln (ggf. Einsatz von Hilfsmitteln).

 

Sensomotorik:

  • Wahrnehmungserfahrungen verschiedener Sinnesbereiche.
  • Regulation bzw. Umgang mit Über oder Unterempfindlichkeiten in der Wahrnehmungsverarbeitung (Strategien für Probleme mit Hypo- und Hypersensibilität).
  • Bewegungserfahrungen, Bewegungskoordination.

 

Lebenspraktische Fertigkeiten/Selbständigkeit:

  • Erlernen von Handlungsabläufen in der Körperpflege, An und Ausziehen, Nahrungsversorgung, bei Einkäufen, im Verkehrsverhalten, im Umgang mit Institutionen etc. (jeweils in enger Abstimmung mit den Eltern bzw. Bezugspersonen).
  • Selbständiger und situationsadäquater Einsatz der gelernten Fähigkeiten.
  • Gemeinsames Erarbeiten geeigneter Strukturierung des Tagesablaufs bzw. eigener Handlungsfelder.
  • Begleitung von Anbahnungen und Entscheidungen im Lebensweg.

 

Identitätsentwicklung/Persönlichkeitsentwicklung

  • Entwicklung eines realitätsbezogenen und stabilen Selbstbildes durch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit.
  • Auseinandersetzung mit den eigenen Lebenszielen.
  • Reduzierung von Ängsten und Erarbeitung von Strategien.
  • Erleben von Sicherheit durch sichere Beziehungen.

Über die gewählten Therapieinhalte hinaus kann der/die Autismustherapeut:in bei dem Aufbau, der Beratung und Schulung eines sozialen Netzwerks unterstützen. Dies gilt insbesondere in der Übergangsphase zur Einleitung einer Therapiepause oder des Therapieabschlusses.