Modul 3: Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie: von der Lerntheorie zur Achtsamkeit

Referentin: Wiebke Hinz

Verhaltenstherapie kann als ein dynamisches Verfahren bezeichnet werden, da sie sich ständig weiterentwickelt und wirksame Methoden, welche die wissenschaftlichen Standards erfüllen und hinreichend theoretisch begründet sind, integriert. Ihre Anfänge gehen unter anderem auf die experimentelle Psychologie und psychologische Lerntheorien zurück. Darauf folgte die Kognitive Wende, auf welche wiederum die heterogene Bewegung der sogenannten Dritten und mittlerweile Vierten Welle folgte. Wichtige Erkenntnisse aus den vorherigen Entwicklungsphasen der Verhaltenstherapie wurden nicht verworfen, sondern in die neuen Ansätze integriert.

Elemente der Verhaltenstherapie spielen aufgrund der besonderen Weise, in der Menschen mit Autismus-Spektrums-Störung Neues erlernen, eine große Rolle in der therapeutischen und pädagogischen Begleitung von Menschen mit ASS.

Das Lernen über Imitation und die Orientierung an der sozialen Gruppe sind häufig eingeschränkt, ein intuitives Erfassen von Situationen und das Übertragen bereits gelernter Fähigkeiten fallen ebenfalls oft schwer. Hilfreich ist dagegen das Anbieten klarer „Wenn-Dann-Zusammenhänge“ in Kombination mit positiven Konsequenzen. Hierüber gelingt das Erlernen neuer Verhaltensweisen leichter, auch bieten die klaren Strukturen und Vorhersehbarkeit Sicherheit und erleichtern die Übertragung auf andere Situationen. Auch bietet die Verhaltenstherapie Interventionen für Menschen über das gesamt Autismusspektrum.

Auch für das Umfeld ist die dazu gehörige genaue Verhaltensanalyse, die dem Zusammenhang von Reaktionen mit z. B. Umweltreizen transparent macht, hilfreich um Verhalten besser verstehen zu können und sich handlungsfähiger zu fühlen. Hier werden zum Beispiel Verhaltensbeobachtungen durchgeführt, aus denen dann Verstärkerpläne entwickelt werden können. Dies stärkt sie Selbstwirksamkeit von Betroffenen und deren Umfeld und fördert deren Autonomie.

Die kognitive Verhaltenstherapie zählt zu den an den besten untersuchten Methoden der Psychotherapie und fasst unterschiedliche kognitive und behaviorale Therapieansätze zusammen. Im Mittelpunkt der Interventionen stehen die Gedanken, Gefühle, Einstellungen und Überzeugungen des Klienten. Die Kognitive Verhaltenstherapie fokussiert sich auf den Abbau oder die Veränderung dysfunktionaler Kognitionen und negativer Einstellungen, aus denen eine negative Sicht der eigenen Person oder der Situation und Zukunft des Klienten entstehen können.

Die Dritte Welle der kognitiven Verhaltenstherapie ist vor allem durch Konzepte wie Achtsamkeit, aus biografischen Erfahrungen entstandenen Erlebens- und Verhaltensmuster, sogenannte Schemata, sowie einer vertiefenden Beachtung der therapeutischen Beziehung gekennzeichnet. Zielten frühere Methoden der Verhaltenstherapie vorrangig auf Veränderung von Verhaltensweisen oder belastenden Denkmustern ab, ergänzen die Ansätze der Dritten Welle den Aspekt der Akzeptanz.

In der weiteren Entwicklung zur vierten Welle finden nun auch körperorientierte Verfahren Eingang in verhaltenstherapeutische Übungen und Interventionen.

Ziel des Seminars ist es die unterschiedlichen Ansätze kennen zu lernen und in Übungen und Kleingruppen zu erproben. Dabei werden konkrete Bezüge zu eigenen Fällen hergestellt und im Austausch untereinander reflektiert.

 

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